Kaufen Sie noch oder teilen Sie schon? Was mit dem Teilen von Inhalten im Social Web begann, hat inzwischen viele Bereiche der Wirtschaft erreicht und ist zum absoluten Trend unter den progressiven Internetusern geworden. Heute kauft man nicht mehr, man „shared“. Konsum ist verpönt, gemeinsame Nutzung das Ideal. Das ist sozial verträglich, schreckt die Heuschrecken und kehrt dem Konsumwahn den Rücken. Doch ist das wirklich so? Nein, so einfach ist es dann doch nicht.
Keine Frage, die Idee der gemeinsamen Nutzung von Dingen ist aller Ehren wert und in etwa so alt wie das Christentum und das Brotbrechen. Doch auch beim Sharing steht zu allererst der Konsum – denn nur wer hat, kann teilen. Hier beißt sich die Katze also in den Schwanz und die Maus keinen Faden ab. Mag uns auch noch so oft suggeriert werden, dass wir unser Gewissen doch um ein Vielfaches erleichtern könnten, würden wir nur alles brav teilen, muss es erlaubt sein, auch die Kehrseite der Medaille zu betrachten.
Uber, airbnb, zamaro und all die anderen Portale geteilten Glückes streben natürlich, wie jedes andere Unternehmen auch, nach Umsatz und Profit. Völlig legitim, könnte man meinen. Doch was uns als neuer Weg des Konsums gepriesen wird, hat Auswirkungen. Setzt sich dieser Trend nämlich fort, konsumieren wir alle weniger und vor allem anders: Der Hotelier, der Taxifahrer oder auch der Einzelhändler vor Ort schaut in die Röhre, weil wir uns Dinge nur noch leihen bzw. teilen. Der globale Wettbewerbsdruck ist ohnehin schon groß – private Anbieter, die Wohnungen, Autos und andere Güter zu einem Bruchteil des marktüblichen Preises anbieten, verschlimmern diese Situation jedoch zusätzlich. Ist das unterstützenswert?
Die neue Bewegung des sozialen Teilens hat selbstredend auch positive Effekte, keine Frage. Crowdfunding zum Beispiel ist der unkomplizierte Weg, Kapital für eine gute Geschäftsidee zu sammeln. Das Teilen von Informationen und Wissen – eine der großen Errungenschaften der Internetgemeinde. Clouddienste, im Grunde genommen ja auch nur der gemeinsame Zugriff auf eine zentrale Ressource, erleichtern die tägliche Arbeit und machen unser Leben effizienter als bisher. Es existieren also ausreichend Beispiele für „gelungenes“ Teilen – wir sollten bloß nicht jeden Trend ungefragt als nächsten Hype des Internets mitmachen, oder doch?